18. April 2008

Recycling in Japan

Die meisten Prozesse, die für das tägliche Leben notwendig sind, versteht man wider erwarten recht schnell in Japan. Vieles unterscheidet sich auch nicht dramatisch von bereits bekannten Abläufen. Und allein durch Beobachtung der Verhaltensweisen Einheimischer, kann man sich auf das meiste einen Reim machen. Zu Gute kommt ferner, daß sich die meisten Japaner identisch verhalten. Zu Beispiel bilden sich bereits ordentliche Schlangen auf einem Bahnsteig, bevor ein Zug einfährt. Es gibt sogar Markierungen, wo sich die Türen des einfahrenden Zuges befinden werden. Man stellt sich also hübsch gleichmäßig in Zweierreihen an diese Markierungen. Dies beschleunigt das Einsteigen ungemein, erinnert mich aber auch an die Tage in der Grundschule, an denen wir zum Schwimmunterricht gefahren sind.

Was das Recycling angeht, scheinen die Japaner aber einen Schritt zuweit gegangen zu sein. Ich möchte auf keinen Fall die Notwendigkeit der Mülltrennung in Zweifel ziehen, frage mich aber, ob es wirklich neun unterschiedliche Kategorieren sein müssen. Aber fangen wir langsam an, das Prinzip auseinander zu nehmen.


Zunächst erhält man auf der Info Veranstaltung des Yamasa Instituts neben einigen Unterlagen über den Campus, auch etliche Informationsbroschüren über die Funktionsweise der Mülltrennung. Die wichtigsten Seiten hängen an meiner Wand und zeigen zum einen, wann welcher Müll abgeholt wird, und zum anderen welche Kategorien existieren. Für jede dieser Kategorien gibt es dann natürlich einen entsprechenden Müllsack mit Farbcode.


Zur Abholung sei gesagt, dass der Müll nicht etwa vor die Tür gestellt werden kann. Man muss seine Müllsäcke an einen definierten Punkt bringen, wo dem sie abgeholt werden. Dieser Punkt gilt dann meist für einen Block oder einen Strassenzug. Meist lagert dort schon ein großer Haufen von Säcken und man legt seinen einfach dazu. Glücklicherweise befindet sich unsere Müllabgabestelle direkt auf dem Weg zur Schule, denn man darf den Müll nur morgens dort ablegen. Am Abend davor ist nicht zulässig. Somit kann man das vor der Schule erledigen.

Mein Mitbewohner Tim wohnt bereits seit vier Jahren in Japan. Er konnte sich also an das Recycling System gewöhnen und mir stehts erklären, in welchen der vielen Müllsäcke welcher Abfall gehört. Dabei ist das nicht so einfach, wie es sich im ersten Moment anhört. Nehmen wir zum Beispiel eine beliebige Getränkeflasche (auch PET genannt). PET Flaschen gehören in die Kategorie Orange. Der Deckel einer PET Flasche allerdings ist aus Plastik. Plastik ist wiederum Kategorie Schwarz. Also muss die Flasche in einen, der Deckel in einen anderen Beutel. Der Deckel einer Getränkeflasche besteht aber meist aus zwei Teilen, aus dem Schraubverschluss, und einem kleinen Plastikring, der um die PET Flasche gelegt ist. Die Perforation zwischen Schraubverschluss und Ring bricht beim ersten Öffnen und gibt dem durstigen Kunden so die Sicherheit, dass sein Getränk unbenutzt ist. Leider ist dieser kleine Plastikring ebenfalls Kategorie Schwarz, und meist nicht so einfach von der Flasche zu lösen. Dennoch gehört er nicht in den PET Sack. Gleiches gilt natürlich auch für die beschriftete Folie, die den Namen des Getränks preisgibt. Man ist somit schon einige Momente am Auseinandernehmen einer Flasche, bevor man sie wirklich weggeschmissen hat.



Zusätzlich muss jedes Stück Abfall gereinigt werden, bevor man es in den Müll packt. Was das genau für die Entsorgung meiner Zahnpastatube z.B. bedeutet ist mir noch nicht klar. Jedenfalls wasche ich z.Zt. Joghurtbecher brav ab, bevor ich sie entsorge.

Als Tim und ich heute morgen in Richtung Yamasa aufbrachen, habe wir unseren schwarzen Sack mitgenommen, der bereits überzuquellen drohte. Nach gut 300 Metern waren wir an unserer uns zugewiesener Abfallabladestelle angekommen. Dort fanden wir zu unserer (insb. Tims) Verwunderung einen großen Berg roter Müllsäcke vor. Scheinbar reichen auch vier Jahre nicht, das Konzept vollständig zu verstehen. Unser schwarze Sack liegt seitdem auf dem Balkon.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Jemineh ;) Und ich hab schon vor Jahren das hiesige Mülltrennen als bösartigen Aberglauben aufgegeben... In Japan würde ich dann wohl gelyncht.